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Menschen helfen

Notar Christian Auffenberg
Fotonachweis: Fotograf Jan Braun

Notar Christian Auffenberg: „Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man mit Menschen zu tun hat und ihnen wirklich helfen kann!“

Sie sind schon seit einigen Jahren Notar. Warum haben Sie damals diesen Beruf ergriffen?

Der Beruf des Notars zeichnet sich für mich durch seine Vielfältigkeit aus, sowohl in juristischer als auch in menschlicher Hinsicht. Das Interessante ist, dass der Beruf des Notars sich durch meine gesamte Familie zieht und alle, mit denen ich über meinen Berufswunsch gesprochen habe, mich davor gewarnt hatten. Dennoch fasziniert mich Einiges an diesem Beruf. Ich habe gesehen, wie wichtig es ist, in guten Tagen für schlechte Tage vorzusorgen. Gerade in der Pandemie habe ich die Not der Menschen erlebt, die mich als Notar nicht erreichen konnten. Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man mit Menschen zu tun hat und ihnen wirklich helfen kann. Das ist einer der Gründe, weshalb ich diesen Beruf ergriffen habe. Und die Vielfalt an Rechtsgebieten führt dazu, dass man sich auch mal richtig austoben kann.

Welche Schritte müssen durchlaufen werden, um Notar zu werden?

Nach dem Jurastudium folgt das erste Staatsexamen, an welches sich das Referendariat anschließt. Zum Abschluss absolviert man dann das zweite Staatsexamen, mit welchem man dann ein vollwertiger Jurist ist.

Um Notar zu werden beziehungsweise sich der notariellen Fachprüfung unterziehen zu können, muss man mindestens drei Jahre als Rechtsanwalt tätig gewesen sein. Im Fachjargon wird die notarielle Fachprüfung auch das dritte Staatsexamen genannt. Diese legt man wahlweise in Berlin, Celle, Frankfurt am Main, Hamm oder Oldenburg bei einem Prüfungsamt ab.

Sie besteht aus insgesamt vier jeweils fünf Stunden dauernden Klausuren und einer mündlichen Prüfung, ähnlich wie beim ersten und zweiten Staatsexamen.

Nach der erfolgreich bestandenen Prüfung folgt eine Praxisausbildung beim Notar. In der Regel werden hier 160 Stunden geleistet. Wenn man jedoch als Notarvertretung tätig ist, kann man auf 80 Stunden verkürzen. Zu guter Letzt folgt eine mindestens dreijährige Tätigkeit als Rechtsanwalt an dem Ort an dem man Notar werden möchte. Nun kann man sich auf eine Notarstelle, die an diesem Ort ausgeschrieben wird, bewerben.    

Können Sie beschreiben, wie ein typischer Tag in Ihrem Berufsleben aussieht?

Einen richtig typischen Arbeitstag gibt es nicht wirklich. Das, was man erlebt, kann immer wieder anders sein. Aber ich schildere hier mal die üblichen Abläufe:

Morgens, so gegen halb acht, gehe ich mit meiner Assistentin die anstehenden Termine für dieBeurkundungen, Beglaubigungen und Besprechungen mit Mandanten durch. So wissen wir immer, was ansteht. Anschließend wird über die letzten Änderungen gesprochen, ob sich noch etwas ergeben hat oder ob alle Beurkundungen an diesem Tag auch so stattfinden können. Wenn diese Planungen beendet sind, schließen sich diverse Termine für Beurkundungen und Beglaubigungen an. Hier ist besonders die zeitliche Organisation wichtig und zu schauen, wieviel Zeit die einzelnen Termine voraussichtlich in Anspruch nehmen.

Mittags und am frühen Abend wird die Post unterzeichnet. Diese Aufgabe ist nicht zu unterschätzen, denn es handelt sich meist um bis zu 300 Unterschriften. Zwischendurch läuft noch Korrespondenz per E-Mail oder Telefon. Darüber hinaus gibt es zwischendurch zeitliche Puffer für Notfalltermine, wie etwa wenn auf einer Intensivstation noch schnell ein Testament beurkundet werden muss.

Der Tag besteht immer aus vielen verschiedenen Aufgaben: morgens die GmbH-Gründung, mittags das Testament und abends der Hauskauf. Man kann sagen, dass man als Notar der Letzte und der Erste im Leben ist. Das bedeutet, dass man erst ein Testament mit einem Sterbenden erstellt und dann kommen die Angehörigen, um das Testament zu eröffnen. Man begleitet Menschen also bei ganz wichtigen Schritten, wie zum Beispiel bei einem Hauskauf oder Ähnlichem. Es macht mir immer Spaß, wenn ich beispielweise Familien dabei helfen kann, ein Haus zu erwerben.

Man muss die Menschen an einem Punkt abholen und sich immer wieder vor Augen führen, dass das ein ganz wichtiger Moment für sie ist. Durch das Internet herrscht eine riesengroße Informationsflut. Dadurch kommt es immer wieder vor, dass Menschen zu mir kommen, die sich schon gut informiert fühlen. Im Gespräch stellt sich dann jedoch heraus, dass Details rund um die Finanzierung oder Ähnliches noch gar nicht bedacht wurden. Man hat als Notar trotz dieser Informationsflut also eine Art Lotsenfunktion.

Was macht Ihnen an Ihrem Beruf am meisten Spaß?

Ich finde, hier passt noch eher das Wort „Erfüllung“. Wenn ich als Notar den Beteiligten ein Ergebnis oder eine Lösung an die Hand geben kann und diese sich menschlich und sachlich gut beraten fühlen, dann bin ich glücklich. Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit, wenn ich nach einigen Jahren die Beteiligten wiedertreffe und diese mir berichten, dass sie froh sind, so beraten worden zu sein und anschließend auch so gehandelt wurde. Da merke ich, dass das wirklich einen Rechtsfrieden gebracht hat und die Familie wirklich dankbar ist.     

Gibt es einen Moment in Ihrer bisherigen Berufslaufbahn, der Ihnen als besonders lustig in Erinnerung geblieben ist?

Natürlich gibt es da Begebenheiten. Ich kann mich gut erinnern, dass ich von einem Anwaltskollegen eine ältere Dame geschickt bekam, die vor einer ganz wichtigen Operation stand. Die sagte mir, ihr Testament müsse unbedingt schnell geregelt werden. Mein Kollege informierte mich, dass ihr Ehemann Bruno hieße. Dieser solle vernünftig abgesichert werden. Diesen Termin habe ich als Notfall zwischen die anderen Termine geschoben und mit der Dame gesprochen. Als ich das Geburtsdatum ihres Ehemannes hörte, musste ich allerdings etwas stutzen – dieses fiel in das Jahr 2013. Auf einmal stellte sich heraus, dass der Bruno nicht ihr Ehemann, sondern ihr Hund war. Dieser war natürlich nicht erbfähig. Aber wir haben eine Klausel eingefügt, dass Bruno auch nach ihrem Tod verpflegt wird.

Dann fällt mir noch eine zweite Geschichte mit einer kleinen Verwechslung ein. Ich kann mich daran erinnern, dass zwei junge Männer angekündigt waren, mit denen ich gemeinsam eine Partnerschaftsgesellschaft für Selbstständige errichten sollte. Bei dem Gespräch wollte ich also meine Fragen durchgehen und da fragten sie gleich am Anfang, ob es bei der Beurkundung möglich wäre, Kerzenständer aufzustellen. Da dachte ich kurz, dass das aber speziell ist. Relativ schnell wurde dann aber deutlich, dass es um die Verpartnerung nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz geht. Die Verwirrung entstand dadurch, dass die beiden Herren eine Broschüre aus Bayern gelesen hatten. In Bayern musste man für eben diese Lebenspartnerschaft zum Notar gehen. In Nordrhein-Westfalen jedoch wurde dies beim Standesamt vollzogen. 

Wo sehen Sie die Vorteile des Notarberufs?

Das Schöne ist, dass mein Berufsstand einen ganz großen Vertrauensvorschuss aller Beteiligten beinhaltet. Im Speziellen fällt das bei Testamentserrichtungen oder Vorsorgevollmachten auf. Man merkt, dass der Notar für die Beteiligten nicht nur ein Dienstleister ist. Der Notarberuf ist immer noch ein sehr ehrenwerter Beruf.

Dazu kommt, dass der Beruf des Notars einen unfassbar abwechslungsreichen Alltag bietet. Als Notar kann man gestalten. Wenn am Ende Rechtsfrieden und Rechtssicherheit herauskommt, ist man besonders stolz. Bei großen wirtschaftlichen Projekten lernt man auch mal Leute kennen, die man sonst nie treffen würde. Man trägt zur Streitvermeidung bei, moderiert und versucht, zu vermitteln. Zudem stehen einem als Notar auch einige Verdienstmöglichkeiten offen. 

Was raten Sie jungen Menschen, die den Beruf des Notars anstreben?

Der Notar bedarf einer grundlegenden juristischen Ausbildung, weshalb ein gutes und fundiertes rechtliches Wissen enorm wichtig ist. Diese Grundlagen kann man später in der Praxis nicht mehr erlernen. Genauso wichtig sind aber auch menschliche Fähigkeiten, um sich den Anliegen der Beteiligten zu widmen. Das Wort Willensforscher beschreibt genau das. Ich muss herausfinden, was mein Gegenüber möchte, wobei das dieser Person vielleicht selbst gar nicht klar ist oder sie ihren Willen nicht exakt formulieren kann. Man braucht also Empathie und Einfühlungsvermögen.       

Welche Stärken und Fähigkeiten sind für den Beruf des Notars von Vorteil?

Auf jeden Fall eine gewisse Genauigkeit, dann analytische und soziale Kompetenzen, eine gute Auffassungsgabe, Vertrauenswürdigkeit und Empathie.

Können Sie Ihren Beruf in einem Satz zusammenfassen?

Der Notar ist der unabhängige, unparteiische und verlässliche Lotse aller Beteiligten bei schwierigen Rechtsgeschäften.

Können Sie drei Merkmale nennen, die auf den Beruf des Notars zutreffen?

Aufgrund des öffentlichen Amtes würde ich sagen: Unabhängigkeit, Unparteilichkeit und Integrität.

„Sicherheit, Vertraulichkeit und Verlässlichkeit sind die Grundpfeiler meiner Tätigkeit, um rechtssichere Lösungen für die Beteiligten zu gestalten.“

Wie ein Tag in einer Kanzlei abläuft, erfährst du hier!