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ReNo Andrea: “Beim Wohnortswechsel keinerlei Probleme!”

Fotonachweis: Look!-adobe-stock.com

Hallo Andrea! Du bist schon seit einigen Jahren Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte. Warum hast du damals diesen Beruf ergriffen?

Um ehrlich zu sein… zu diesem Zeitpunkt habe ich mir über meine Berufswahl keine richtigen Gedanken gemacht. Ich habe einfach eine Bewerbung als ReNo abgeschickt, hatte ein gutes Vorstellungsgespräch und haben dann die Stelle angenommen.

Kannst du kurz umreißen, in welchen Arten von Kanzleien du schon tätig warst und wie sie sich unterschieden haben?

Insgesamt habe ich während meiner Berufslaufbahn, einschließlich meiner jetzigen Arbeitsstelle in sieben Kanzleien gearbeitet, und zwar in Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen. In vieren davon habe ich auch im Notariat gearbeitet; drei Kanzleien waren ausschließlich im Anwaltsbereich tätigt. Unter anderem die Kanzlei in Nürnberg, da in Franken/Bayern eine Ausübung beider Tätigkeiten für ReNos nicht möglich ist, man sich somit entscheiden muss, ob man im Anwalts- oder Notariatsbereich arbeiten möchte.

Unterschieden haben sie sich auch im Arbeitsfeld. Mein Ausbildungsbetrieb war stark im Notariatswesen vertreten, d.h. ich habe gelernt Urkunden an- und auszufertigen, das Urkundenregister zu führen, sowie – und das war sehr spannend – alte Grundbuchauszüge zu lesen und zu verstehen. Natürlich gehörte auch das Kostenrecht dazu. Zu der Zeit habe ich noch die meisten Dinge mit der Schreibmaschine angefertigt.

Diese Kenntnisse konnte ich dann direkt nach meiner Lehre in einem sehr renommierten Notariat vertiefen. Aufgrund eines Umzuges habe ich dann in den nächsten beiden Kanzleien nur noch aushilfsweise im Notariat arbeiten können. Und heute habe ich leider gar keine Möglichkeit mehr, da meine aktuelle Kanzlei keinen Notar im Haus hat.

Bezogen auf den Anwaltsbereich habe ich fas alles kennengelernt: Die Hauptschwerpunkte aber lagen im Strafrecht, im Baurecht und im Familienrecht.

Kannst du mal beschreiben, wie ein Tag in deinem Beruf so abläuft?

Na klar!

Es gibt alltägliche Rituale, d.h. z.B. werden morgens als erstes die Akten, die der Anwalt oder Notar unbedingt bearbeiten möchte und somit auf die sog. Wiedervorlage gelegt hat, rausgesucht und ihm vorgelegt. Es wird geschaut, welche Fristen an diesem Tag gegenüber Gerichten und/oder Kollegen und Ämtern erledigt werden müssen. Hier besteht die Möglichkeit, dass man diese selbstständig erledigt oder ebenfalls zur weiteren Veranlassung vorlegt. Ebenso wird mit den sog. Terminakten verfahren, d.h. alle Akten und Unterlagen, die für einen etwaig anstehenden Besprechungstermin wichtig sind, erhält ebenfalls der Anwalt/Notar zur Vorlage.

Der Beruf ReNo beinhaltet sehr viel Schreibarbeit.  d.h. entweder erstellt man – selbstständig oder nach Diktat – Urkunden, Schriftsätze und anderen Briefverkehr, rechnet die Vorgänge mittels Kostenrechnungen ab, etc.

Natürlich steht auch die Bearbeitung der ein- und ausgehenden Post in Form von Mails und Briefen sowie die Mandantenbetreuung – persönlich oder telefonisch – an.

Das Mahn- und Vollstreckungswesen wird in der Regel selbstständig bearbeitet.

In deiner Kanzlei arbeitet ja zurzeit eine Auszubildende. Gibt es Dinge, die sich zu deiner Ausbildung damals verändert haben und wenn ja, welche?

Die gravierendste denke ich, ist die technische Entwicklung. Wie ich schon vorhin angemerkt habe, habe ich im Notariat die Verträge oder die Urkundenrolle und das Urkundenregister noch mit der Schreibmaschine geschrieben bzw. ausgefüllt. Da durfte man sich keine Fehler leisten, ansonsten musste alles wieder neu geschrieben werden. Ich habe dann zwar nach ca. einem dreiviertel Jahr an einem sog. Olivetti Schreibcomputer gearbeitet, was die Sache sehr erleichtert hat, aber im Vergleich zu heute, war auch das wirklich was ganz anderes.

So wie ich das bei unserer Auszubildenden mitbekomme bin ich der Meinung, dass sie viel besser in ihrer Lehre betreut und informiert wird. Es gibt ReNo-Vereinigungen, denen man beitreten kann. Es gibt Foren im Internet und auch die Ausbilder sind viel enger dran am Auszubildenden, d.h. sie ermuntern die Auszubildenden Fragen zu stellen, von Anfang an aktiv mitzuarbeiten, und zwar in allen Bereichen. Bei mir gab es noch strikte Regeln, die sich nach meinem Ausbildungsstand richteten, wann ich etwas Neues lernen und wo ich mich einbringen durfte. Die Rechtsanwalts- und Notarkammern versorgen die Auszubildenden mit vielfältigen zusätzlichen Lehrangeboten, sei es im Internet oder mit Büchern, Arbeitsheften und anderen Tipps.

Was macht dir an deinem Beruf am meisten Spaß?

Ganz klar, dass man sehr selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kann. Außerdem ist der Beruf sehr vielschichtig, allein durch die vielen Sachgebiete, die im beruflichen Alltag auftauchen. Im Notariatsbereich sind das z.B. Urkunden für Kaufverträge, Anträge auf Löschungen im Grundbuch, Testamentserstellungen, Unterhalts-Urkunden in Familienrechtsangelegenheiten und vieles mehr.

Ich bin auch sehr gerne Ansprechpartner für all die Fragen und ggf. Probleme der Mandanten und versuche immer bei der Lösung behilflich zu sein.

Gibt es einen Moment in deiner bisherigen Berufslaufbahn, der dir als besonders lustig in Erinnerung geblieben ist?

Da gibt es einige Momente. Um diese aber verständlich zu erklären, müsste man richtig ins Detail gehen und damit würde ich mich ziemlich am Rand meiner Verschwiegenheitsverpflichtung bewegen. Da ich aber ein sehr fröhlicher Mensch bin, gibt es bei uns immer viel zu lachen, was besonders dann wichtig ist, wenn besonders viel zu tun und es ein wenig hektisch zugeht.

Wo siehst du die Vorteile des Berufs der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten?

Da muss ich leider auf die Spaßfrage zurückkommen. Ein großer Vorteil – und vor allem im Notariatsbereich ist – dass man als ReNo sehr selbstständig arbeiten kann. Auf jeden Fall sollte man – meiner Meinung nach – sich im notariellen Fachgebiet aus- und weiterbilden, da hier das eigenverantwortliche Arbeiten sehr zum Tragen kommt und das auch gut honoriert wird.

Ich würde aber jeder/jedem, der diesen Beruf erlernen will auf jeden Fall anraten, sich in beiden Fachgebieten ausbilden zu lassen. Die Entscheidung für das ein oder andere oder gar beides in der Kanzlei anwenden zu können, kann man immer wieder neu treffen.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man mit dieser Ausbildung als ReNo breit aufgestellt ist und auch z.B. bei Wohnortwechseln keinerlei Probleme hat, eine neue oder andere Arbeitsstelle zu finden.

Was rätst du jungen Menschen, die überlegen eine Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte anzustreben?

Auf jeden Fall im Rahmen von Berufsfelderkundungstagen, Schulpraktika oder Ferienarbeit einmal in die Branche reinschauen. Denn der Beruf hat natürlich auch seine Schattenseiten, wie die viele Arbeit am Computer oder die Pflege der Aktendatenbanken und der Aktenverwaltung. Das ist nicht immer spannend.

Was denkst du, welche Stärken und Fähigkeiten für den Beruf als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten von Vorteil sind?

An erster Stelle stehen – aus meiner Sicht – gute Deutschkenntnisse.

Ein Hang zu sorgfältigem und genauem Arbeiten und einen Blick für Gestaltung, heißt, wie übersichtlich ist ein Schriftsatz oder eine Urkunde aufgebaut, ist sicherlich von Vorteil.

An sich denke ich benötigt man als ReNo aber weder besondere Stärken oder Fähigkeiten. Wie in jedem anderen Beruf auch braucht man hier und da starke Nerven, oder einfach nur Humor. Ich mache den Job jetzt schon seit mehr als 28 Jahren und es macht mir immer noch Spaß.

Was ein Fachwirt macht, erfährst du hier!