Ein Notariat ist ein Ort, an dem Verantwortung und Vertrauen täglich Gestalt annehmen. Hier werden Entscheidungen getroffen, die das Leben von Menschen gravierend verändern können: in Form von Kaufverträgen, Vollmachten, Erbschaften oder Unternehmensgründungen. Damit all das sicher und gerecht abläuft, gibt es klare Regeln und Menschen, die sie kennen und anwenden.
Als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter (ReNo) arbeitest du genau dort, wo Vertrauen amtlich wird. Du sorgst dafür, dass Verträge vorbereitet, beurkundet, beglaubigt und sicher verwahrt werden. Du bist Teil eines Umfelds, das auf Neutralität, Verlässlichkeit und Verschwiegenheit aufgebaut ist.
Neutralität ist keine Haltung – sie ist Pflicht
Ein Notar darf keine Seite bevorzugen. Das ist nicht nur eine Frage des Anstands, sondern eine gesetzliche Verpflichtung. Neutralität und Unparteilichkeit gehören zu den Grundpfeilern des Berufs. Auch wenn es emotional wird oder Druck entsteht, die Aufgabe des Notars und seines Teams ist es, ruhig, sachlich und ausgewogen zu bleiben.
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Als ReNo lernst du, wie wichtig diese Haltung ist. Du bereitest Dokumente vor, prüfst Informationen, organisierst Abläufe und stellst sicher, dass jede Partei gleichbehandelt wird. Gerade in anspruchsvollen Situationen, wenn trotzdem Verträge abgeschlossen oder Vereinbarungen beglaubigt werden müssen, zeigt sich, wie bedeutend diese Arbeit ist.
Schweigepflicht: das Recht auf Vertraulichkeit
Was im Notariat besprochen wird, bleibt dort. Auch das ist keine Floskel, sondern gesetzliche Pflicht. Die Bundesnotarordnung schreibt vor, dass Notare und ihre Mitarbeitenden über alle Inhalte, Vorgänge und persönlichen Informationen strengstes Stillschweigen bewahren müssen.
Das bedeutet: Kein Gespräch, keine Urkunde, kein Vertrag darf nach außen dringen. Selbst Familienangehörige eines Beteiligten erfahren nichts. Wenn also eine Familie einen gemeinsamen Notar hat, ist der Notar – und damit auch das Team – zur Verschwiegenheit verpflichtet, auch gegenüber anderen Familienmitgliedern.
Diese Pflicht endet nicht mit dem letzten Arbeitstag, sondern gilt dauerhaft fort. Wer dagegen verstößt, muss mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Für Notare kann das sogar den Verlust des Amtes bedeuten. Und selbst in einem Strafverfahren gilt: Ein Notar darf in aller Regel schweigen. Es besteht ein Zeugnisverweigerungsrecht, und die Akten des Notariats sind besonders geschützt, sie dürfen nicht einfach beschlagnahmt werden.
Natürlich gibt es Ausnahmen, aber sie sind genau geregelt. Grundsätzlich darf ein Notar ohne Einwilligung der Beteiligten keine Auskunft an Polizei oder Staatsanwaltschaft geben. Nur ein richterlicher Beschluss kann das ermöglichen, und selbst der ist selten.
Im Alltag bedeutet das für dich: Du arbeitest in einem Umfeld, in dem Vertraulichkeit nicht nur geschätzt, sondern verlangt wird. Du wirst Teil einer Berufswelt, der Menschen ihre sensibelsten Informationen anvertrauen, weil sie wissen, dass sie dort sicher sind.
Grenzen und Verantwortung gegenüber Behörden
Manchmal ist die Weitergabe von Informationen notwendig, um einen Vertrag umzusetzen. Wenn zum Beispiel ein Grundstück verkauft wird, muss das Finanzamt wissen, dass Grunderwerbsteuer anfällt. Oder wenn eine Schenkung oder ein Erbfall ansteht, müssen steuerliche Informationen übermittelt werden, damit das Finanzamt die entsprechende Steuer festsetzen kann. Auch Standesämter oder Jugendämter erhalten in bestimmten Fällen Daten, etwa wenn sie familien- oder erbrechtliche Fragen klären müssen.
Und schließlich gibt es noch die notariellen Aufsichtsbehörden. Wenn ein Notar verdächtigt wird, gegen seine Berufspflichten verstoßen zu haben, darf er sich dort nicht auf die Schweigepflicht berufen. Verantwortung bedeutet auch, Vorgänge klar und nachvollziehbar zu gestalten.
Diese Abläufe lernst du kennen. Du siehst, wie juristische Prinzipien und Alltagspraxis ineinandergreifen, und verstehst, warum jede Weitergabe von Information abgewogen, dokumentiert und begründet sein muss.
Einwilligung: Kontrolle durch Vertrauen
Wenn jemand möchte, dass Informationen weitergegeben werden, muss das schriftlich erlaubt werden. Diese Einwilligung kann bereits beim Erstellen einer Urkunde aufgenommen oder später nachgereicht werden. Wichtig ist, dass alle Beteiligten zustimmen, sonst bleibt alles unter Verschluss.
Das zeigt, wie sehr das Notariat auf Selbstbestimmung der Mandanten setzt. Nichts geschieht ohne deren Zustimmung. Wer im Notariat arbeitet, bewegt sich also ständig zwischen Vertraulichkeit und Verantwortung und sorgt dafür, dass dieses Gleichgewicht gewahrt bleibt.
Lies hier nach, warum Rechtsberufe immer gefragt bleiben.
Warum das für dich interessant ist
Die Arbeit im Notariat ist weit mehr als Schreibtischarbeit. Sie hat Struktur, aber auch Tiefe. Du erlebst hautnah, wie Recht entsteht, wie Vertrauen gesichert wird und wie Fairness praktisch umgesetzt wird.
Wenn du gern genau arbeitest, bereitwillig Verantwortung übernimmst und ein Umfeld suchst, in dem deine Verlässlichkeit wirklich zählt, dann ist das Notariat der Ort für dich. Hier wirst du gebraucht – nicht, weil jemand Akten tippen muss, sondern weil Menschen ihre Zukunft rechtlich absichern wollen. Notare stehen für Recht, Gerechtigkeit und Vertrauen – Werte, auf die sich Menschen verlassen können. Als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte arbeiten Sie in einem Beruf, der Recht und Alltag miteinander verbindet