Anwaltsnotare sind Notar und Anwalt in einer Person. Dadurch ist die Arbeit sehr abwechslungsreich. Anwälte vertreten stets parteiisch eine Seite und versuchen, für diese das beste Ergebnis zu erzielen. Notare hingegen sind unparteiisch und müssen darauf achten, dass am Ende alle beteiligten Parteien zufrieden sind. Wir haben mit dem Rechtsanwalt und Notar Andreas Kühnelt aus Kiel ein Interview geführt, um mehr über seinen Beruf und was ihm daran besonders gut gefällt zu erfahren.
Wodurch unterscheiden sich die Berufe des Anwalts und der des Notars voneinander?
Der klassische Anwalt ist der Streiter für das Recht. Wenn er zum Einsatz kommt, ist bereits etwas passiert. Seine Aufgabe ist es dann zu bewerten, was der Sachverhalt für seinen Mandanten bedeutet, und dessen Interessen durchzusetzen. Der Notar hingegen schafft die Ansprüche erst. Er arbeitet in die Zukunft gerichtet und sorgt mit seiner Arbeit dafür, dass es gar nicht zu Konflikten kommt.
Welche Tätigkeiten bereiten Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Sowohl bei meiner Arbeit als Anwalt als auch an der als Notar gefällt mir vor allem der Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen. Ich mag es, mit meinen Mandanten zusammenzusitzen, Interessen auszuloten und für die Leute da zu sein. An der anwaltlichen Welt finde ich es sehr spannend, dass bereits etwas vorgefallen ist. Wenn das Kind sozusagen bereits in den Brunnen gefallen ist, ist es eine interessante Herausforderung, sich zu überlegen, wie man nun noch das Beste aus der Situation machen kann. Ich glaube, dass sich die anwaltliche Welt in diesem Bereich auch stark verändert hat. Mittlerweile ist es deutlich üblicher zu versuchen, den Gang vor Gericht zu vermeiden.
Als Notar wiederum versuche ich, eventuelle zukünftige Probleme zu prognostizieren und solange an Verträgen zu feilen, bis diese ideal zu den Wünschen meiner Mandanten passen. Eine Gemeinsamkeit, die die Tätigkeit als Anwalt und die als Notar haben, ist, dass es mein Ziel ist, das wahre Interesse meiner Mandanten herauszuarbeiten. Nicht selten kommt es vor, dass Mandanten mit einem bestimmten Interesse zu mir kommen und ich ihnen im Laufe der Gespräche aufzeigen kann, dass etwas anderes viel besser für sie wäre. Man kann sagen, dass wir Anwaltsnotare oftmals auch eine Art Coach für die Mandanten sind.
Das Schönste an der Arbeit als Anwaltsnotar ist die Abwechslung. Als Anwalt bin ich ein einseitiger Interessensvertreter meines Mandanten. Als Notar hingegen bin ich zur Neutralität verpflichtet und darauf aus, dass Beste für alle Seiten zu erreichen. Zudem helfen mir mein Wissen und die Erfahrung, die ich als Anwalt sammle, auch bei meiner Arbeit als Notar und andersrum.
Wie Du Anwaltsnotar werden kannst, erfährst Du hier.
Es gibt regelmäßig gesetzliche Änderungen. Wie schaffen sie es, am Ball zu bleiben?
Ich arbeite in einer Kanzlei mit mehreren Anwaltsnotaren. Das hat den Vorteil, dass wir die verschiedenen Themengebiete wie Erbrecht, Familienrecht, Immobilienrecht untereinander aufteilen können. Jeder ist auf ein Rechtsgebiet spezialisiert. Mein Schwerpunkt ist das Immobilienrecht.
Empfehlen Sie jungen Menschen, die zukünftig als Anwaltsnotar tätig sein wollen, dementsprechend, sich möglichst früh zu spezialisieren?
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, sich zu spezialisieren. In meinen Augen kann niemand ein Experte in jedem Rechtsgebiet sein. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich Berufsanfänger nicht zu früh spezialisieren sollten. Ich halte es für klug, sich am Anfang möglichst breit aufzustellen und offen zu sein. Vor allem in der anwaltlichen Tätigkeit sollten zunächst alle möglichen Facetten kennengelernt werden. Auch wenn es zunächst vielleicht nicht besonders spannend wirken mag, ist es dennoch sinnvoll, wenn man beispielsweise auch mal Erfahrung mit einem Nachbarrechtsstreit macht. Wenn man wirklich gut in seinem Job sein möchte, braucht man sehr viel Berufserfahrung, und die kann man nur sammeln, wenn man viele unterschiedliche Einblicke bekommt.
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