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Wie wird man Anwaltsnotar? – Antworten auf die wichtigsten Fragen

Leiter des Prüfungsamtes Carsten Wolke
Fotonachweis: Prüfungsamt für die notarielle Fachprüfung

Du fragst dich, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, um Anwaltsnotar zu werden? Wie die Prüfungen ablaufen und wie du dich am besten darauf vorbereiten kannst? Dann bist du hier genau richtig! Carsten Wolke, Leiter des Prüfungsamtes für die notarielle Fachprüfung, gibt im Interview Auskunft.

Welche Aufgaben hat das Prüfungsamt für die notarielle Fachprüfung?

Rechtsanwälte, die Anwaltsnotare werden möchten, müssen eine notarielle Fachprüfung ablegen. Das Prüfungsamt für die notarielle Fachprüfung organisiert den Prüfungsablauf und ist in die Erstellung der Prüfungsaufgaben eingebunden.

Was sind die Voraussetzungen für die Teilnahme an der Klausur?

Die Prüflinge müssen das zweite juristische Staatsexamen abgelegt und drei Jahre als Rechtsanwalt gearbeitet haben. Zudem ist das Anmeldeformular auf der Homepage des Prüfungsamtes auszufüllen.

Wonach werden die Prüfungsaufgaben gestaltet?

Die Gestaltung der Aufgaben obliegt der Aufgabenkommission. Diese besteht aus bis zu 10 Mitgliedern, darunter Notare und auch staatlich Beschäftigte wie zum Beispiel Richter. Unter den Aufgaben sind sowohl wiederkehrende Themen, die eine für den Notarberuf grundsätzliche Relevanz haben als auch aktuelle Themen.

Wie bei anderen juristischen Prüfungen gibt es bei den Aufgaben der notariellen Fachprüfung keine „einzig wahren“ Ergebnisse, sondern die Herangehensweise und Argumentation der Kandidaten ist entscheidend. Wichtig ist jedoch für den Notarberuf, dass den Mandanten bei der Beratung prinzipiell der juristisch sicherste Weg aufgezeigt werden muss. Da sich die Prüfung an der notariellen Praxis orientiert, wird daher von den Prüflingen gefordert, dass bei der Lösung der Aufgaben dieser sicherste Weg erläutert wird und etwaige Abweichungen davon besonders begründet werden müssen.

Wie genau läuft die schriftliche Prüfung ab?

Zunächst müssen innerhalb einer Woche vier Klausuren mit einer Länge von jeweils fünf Stunden geschrieben werden. Das Prüfungsamt fragt möglichst alle Themengebiete in den Klausuren ab, sodass meist jede Klausur einen bestimmten Schwerpunkt hat. Prinzipiell kann jedoch bei allen Klausuren jedes Thema vorkommen.

Ab September 2022 wird erstmals eine elektronische Teilnahme an den Klausuren möglich sein. Die Prüflinge müssen dazu jedoch auch in vom Prüfungsamt zur Verfügung gestellte Räumlichkeiten kommen. Eine Online-Klausur ist bislang nicht vorgesehen.

Die schriftliche Prüfung gilt als bestanden, wenn in drei von vier Klausuren mindestens vier Punkte erreicht wurden. Der erzielte Punktedurchschnitt muss mindestens bei 3,5 Punkten liegen.

Was folgt auf die schriftliche Prüfung?

Wer die schriftliche Prüfung erfolgreich absolviert hat, wird für die mündliche Prüfung zugelassen. Diese wiederum besteht aus zwei Teilen. Der erste Part ist ein maximal zwölf Minuten langer Vortrag zu einer Aufgabe aus der notariellen Praxis und ein circa dreiminütiges Vertiefungsgespräch, in dem der Prüfungsausschusses Nachfragen stellt. Im zweiten Teil wird ein Gruppenprüfungsgespräch mit allen Prüflingen einer Prüfungsgruppe geführt, wobei pro Prüfling eine Zeitspanne von 45 Minuten anfällt.

Wie hoch ist die Durchfallquote bei der Prüfung?

Im Schnitt liegt die Durchfallquote bei etwa 20 Prozent. Allerdings variiert das. Zuletzt haben lediglich 11% der Prüflinge nicht bestanden.

Haben Sie Tipps, wie man sich am besten auf die Prüfung vorbereiten kann?

Auf der Website des Prüfungsamtes gibt es Beispielaufgaben. Wer sich damit befasst, bekommt ein Gefühl für den Aufbau der Prüfungsaufgaben. Zudem werden von verschiedenen Anbietern Vorbereitungskurse angeboten, die zwar nicht verpflichtend, aber durchaus empfehlenswert sind.

Wie setzt sich die Abschlussnote zusammen?

Die schriftliche Note zählt ¾ und die mündliche Note 1/4 der Gesamtnote. Diese Gesamtnote ist zusammen mit der Note des zweiten juristischen Staatsexamens ausschlaggebend für die Bewerbung auf die verfügbaren Notarstellen.

Was war die exotischste Prüfungsaufgabe, die Sie je mitbekommen habe?

Besonders finde ich Aufgaben mit internationalem Bezug, beispielsweise im Erbrecht. Eine interessante Konstellation ist der Fall einer Verschollenheit. Hier stellt sich die Frage, was in einer solchen Situation die Erben der verschollenen Person unternehmen können oder müssen.

Was finden Sie an Ihrem Job besonders interessant?

Spannend ist vor allem der vielfältige Kontakt sowohl mit den Prüflingen als auch mit den Prüfenden. Der fachliche Austausch über die Aufgabenstellungen ist ebenso reizvoll. Mir gefällt auch, dass wir als Prüfungsamt bundesweit tätig sind und daher mit vielen Justizverwaltungen und Notarkammern zu tun haben.

Warum als Notar kein Fall dem anderen gleicht, erfährst du hier!